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08.04.2020, 10:59 |
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Hallo Klaus,
das "Blüten kappen" ist freilich nur ein spröder Begriff für das Entfernen von Verblühtem.
Ich komme, angeregt von den Kommentaren, auf die Schiene, dass die Tätigkeit "dead-heading" komplexer ist und man dabei die Rosen, wie geschrieben, im Blick hat und auftretende Probleme schneller einhegen kann, weil man sie früh erkennt. Hier verbirgt sich ein stetiges Kümmern um die Rosen, die vermutlich bei Rosenliebhaberinnen und -liebhabern eher verbreitet ist als bei Menschen, die mit einer Gartenarbeit schnell fertig werden wollen und sie grundsätzlich als lästig empfinden. Insofern tut sich bei der Diskussion des Begriffes nahezu eine Philosophie des Gärtnerns auf; eine Einstellung dazu kann sichtbar werden: "Ist Gartenarbeit eine Lust oder eine Last?"
Zurück zum Begriff selbst. Hier kenne ich tatsächlich keine griffige deutsche Wortschöpfung die das englische voll umfasst. Ich denke, wir neigen in unserer Sprache eher dazu, detailliert und sehr genau etwa Arbeitsschritte zu beschreiben, und tun uns schwerer eine komplexe Tätigkeit zu umreißen - es scheint eine Scheu darin zu bestehen, als ungenau zu gelten ... aber vielleicht idealisiere ich das Englische auch. Dennoch - etwa wenn wir von "Unkraut jäten" und der Brite von "weeding" sprechen kommt mir unser Begriff enger gefasst vor und der englische, weil er nur eine Verbform braucht, aktiver und umfassender ...
Sprachliche Versuche, etwas anzugleichen gab es etwa bei dem Begriff "Gardening - Im Garten arbeiten". Das Wort "arbeiten" war in Verlagen mit Gartenzeitschriften und -büchern eine Zeit lang verpönt, weil man den Leserinnen und Lesern vormachen wollte, dass ein Garten "ohne Arbeit - in Schuss gehalten werden kann. Wir alle wissen dass das nicht geht .... und ich persönlich habe immer gegen die verniedlichenden Worte wie "garteln" oder gar "easy gardening /quick&easy Garten / lazy gardening / Garten für Faulenzer" gewettert (... und kann mich an eine kollegial respektvolles Streitgespräch darüber mit Karl Ploberger, ein wirklich netter Kerl den ich sehr mag, erinnern). "Gärtnern" gibt es im Deutschen auch - und mittlerweile wird das sogar auch im Hobbygartenbereich verwendet ... aber es wirkt dennoch weniger gefällig als "Gardening" ... nunja, Geschmackssache.
Es ist eine hohe Kunst, einen mitschwingenden Wortsinn aus einer anderen Sprache ins Deutsche elegant und umfassend zu übersetzen - deshalb kommt es ja etwa zu den Anglizismen. Und ich finde, wenn man versteht, was hinter einem englischen Wort steht (und wie viel mehr als etwa in einer deutschen unzureichenden Übersetzung) und es nicht als modische Attitüde verwendet, ist ein Fremdwort durchaus angebracht - es wäre ja nicht das erste ... zugegeben, ich liebe die englische Sprache sehr ... und sympathisiere durchaus mit "Gardening" ...
... ob ein Begriff "Rosing" für das Arbeiten im Rosengarten eingeführt werden kann? Ich fänd's witzig ... Im Deutschen hießen übrigens die Gärtner, die Rosen pflegen eine Zeit lang "Rosisten". Auch nicht schlecht ... vielleicht ist es Zeit für eine Wiederbelebung dieses Begriffes ... ob Verbalisieren für das Rosenpflegen mit "rosistieren" sich durchsetzen würde, wage ich zu bezweifeln.
Ich definiere mich erstmal bis auf Weiteres als Rosist und gehe gleich mal auf die Dachterrasse zum "Rosing"
Hier ist Andreas Barlage am Werke. Der veröffentlichte Name ist nicht nur eine Hommage an eine meiner Lieblingsrosen, sondern auch ein Leitbegriff der mir für mein Leben wichtig ist. Übersetzt werden kann er mit „Mitgefühl“.
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