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08.04.2020, 10:59 |
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Bei Resistenzen ist es immer ein Wettlauf zwischen einem Pilz und einer Sorte, die Resistenzen aufbaut. Die Generationenfolge von etwa Sternrußtau ist kurz und Mutationen kommen entsprechend häufig vor. So kann es passieren, dass sich ein Pilzstamm konkret auf eine Rosensorte abgestimmt entwickeln kann - im Studium etwa wurde mir im Fach „Phytopathologie“ eine Variante des Mehltaupilzes vorgestellt, die sich auf die Sorte ‚Papa Mailand‘ eingestellt hat. Je stärker eine erfolgreiche Sorte vegetativ (wie sonst) vermehrt wird, und je weiter sie verbreitet wird, desto eher kann sich ein Pilz auf diese Sorte, die vielleicht bei ihrer Einführung resistent war, einschießen und wird logischerweise mit der Sorte selbst verbreitet. So kommt es, dass echte Erfolgssorten etwa ‚Super Star‘, ‚Duftwolke‘ , ‚Eroica‘, ‚Carina‘ und eben auch ‚Schneewittchen‘ etc. die anfangs gut gartentauglich waren, ihre Resistenzen einbüßen. Leider wurden sie auch oft zur Züchtung verwendet und haben ihre Anfälligkeit weitergegeben bzw. die genetische Ausstattung der Nachkommen bieten einem Pilz der sich auf die Mutter-/Vatersorte eingestellt hat ebenfalls beste Bedingungen. So kam es zur generellen Anfälligkeit etwa der Edelrosen in den 70er-80er Jahren die erst durch sehr mühevolle Züchterarbeiten kompensiert werden konnte. Dann gibt es aber auch die Beobachtung, dass sehr alte Rosenpflanzen weniger anfällig sind als Pflanzen gleicher Sorte, die vielleicht 20, 30 Jahre später durch eine Kette vegetativer Vermehrung produziert wurden. Die neuen Pflanzen stammen selten von dem „echten Original“ der gezüchteten Mutterpflanze (ich meine das „Individuum“) sondern fast immer von zwischenzeitlichen weiteren Vermehrungen. Auch durch vegetative Vermehrung im großen Stil - und vor allem bei schneller Kulturführung (Gewebe ist dadurch weich und mechanisch bereits anfälliger wenn ein Pilz mit seinen Haustorien ins Blatt eindringen will) - kann sich eine Schwäche gegenüber Befall einschleichen und beschert beliebten Massensorten ein Pilzproblem. Ich weiß, dass das etwa bei der berühmten ‚Heidetraum‘ der Fall war. Aber Noack betreibt sehr viel Aufwand, um die ursprüngliche Qualität etwa dieser Sorte zu erhalten und zieht regelmäßig updates per Gewebekultur heran. Die Zellen der Triebspitzen haben die ursprüngliche Resistenz. Gelingt es, daraus per Zeltkultur neue Pflanzen heran zu ziehen, sind diese komplett so widerstandsfähig wie die Ausgangsvariante der Sorte und liefern bestes Vermehrungsmaterial. Klingt allerdings viel leichter als es ist - und ist wirklich kostenintensiv. Auch gibt es Sorten, die sich schon generationenlang eine Resistenz bewahren konnten, obwohl sie stark verbreitet sind. Ich denke da an ‚Queen Elizabeth‘ die in den meisten Gärten noch hinreichend gesund bleibt. ‚Sutter’s Gold‘ oder ‚New Dawn‘ waren zu ihrer Einführung auch nicht wesentlich pilzanfälliger als jetzt. Allerdings ist hier der Haken, dass sie ihre Vitalität etwas eingebüßt haben und es kann Jahre dauern, bis sich eine Jungfpflanze etabliert hat. Insofern sind auch sie den neuen Sorten gewissermaßen unterlegen. Anders sieht es aus bei vielen Alten Rosen - vermutlich, weil sie nicht so stark vermehrt werden wie die Massensorten. Besonders Galilcas, Albas oder Damaszenerrosen haben sich ihre typischen Eigenschaften hinsichtlich Pilzbefall bewahrt ... sie waren meist nie makellos, bleiben aber auf den passenden Standorten meiner Beobachtung nach wirklich gesund. Mittlerweile empfehle ich keine Wackelkandidaten mehr - und wenn ich sie etwa in Büchern erwähne, weise ich auf die Problematik hin bzw. schlage vor, wie etwa ‚Schneewittchen‘ sie in einer Gegend mit wenig entprechendem Pilzdruck (etwa die Weinbaugebiete) auszuprobieren - ohne ihr tragende Rollen in der Gartengestaltung zuzuweisen. Ich ärgere mich auch über Buchautoren, die noch immer ‚Gloria Dei‘, ‚Schneewittchen‘ oder ‚Lilli Marleen‘ als Nonplusultra empfehlen - sie haben keine Ahnung und meist irgendwo abgeschrieben. Umso mehr freue ich mich, wenn ich Veteranensorten mal sehe, die gesund sind. Noch immer ärgere ich mich, dass ich vor ein paar Jahren von einer im September noch makellos belaubten ‚Super Star‘ nicht wenigstens ein paar Stecklinge gemacht hatte, um zu sehen, ob sie ihre Widerstandskraft behalten hat. Begeistert war ich, als ich ein Duo von uralten ‚Sutter’s Gold‘ mal an einem Hauseingang gesehen hatte: Zwei Meter hoch, voll belaubt, überschüttet mit Blüten und im bestem Zustand. Hier hat ein Rosenfreund zig Jahre lang beste Arbeit geleistet ... vielleicht wie du, Klaus, mit deiner ‚Schneewittchen‘ ...
Hier ist Andreas Barlage am Werke. Der veröffentlichte Name ist nicht nur eine Hommage an eine meiner Lieblingsrosen, sondern auch ein Leitbegriff der mir für mein Leben wichtig ist. Übersetzt werden kann er mit „Mitgefühl“.
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