|
Rang: |
|
Registrierung: |
08.04.2020, 10:59 |
|
 Fortgeschritten mit 59 Punkte, 53 Beiträge |
|
Auf den Züchtungsfeldern von Kordes und Tantau, die ich Mitte Juli besuchen und ansehen durfte, stehen noch reichlich Züchtungen mit Persica-Rosen bereit zur Selektion. Gleiches gilt für die Saatbeete, die die neuesten Züchtungen mit Tausenden einzelnen Sämlingen repräsentieren. Interessant fand ich dabei, dass längst nicht alle Persica-Abkömmlinge den berühmten Ring zeigen - eigentlich logisch, weil ja auch andere Kreuzungspartner beteiligt sind. Mir gefiel die Aussage von Jens Krüger/Tantau sehr gut. Er bemerkte, es sei ihm im Prinzip egal, ob ein Persica-Abkömmling den Ring zeigt oder nicht, denn den Ausschlag über die Qualität eines Sämlings zeigt er schon selbst - und wenn durch eine Persica-Beteiligung eine nicht gezeichnete Sorte dabei herauskommt, die gesund ist und eine gewisse Einzigartigkeit zeigt, ist das schon eine feine Sache. Da Rosa persica - die Wildart - aus trockenen, heißen Gegenden stammt, kann ich mir auch vorstellen dass sie über die spektakuläre Farbstellung hinaus auch Eigenschaften wie Hitzeresistenz beisteuert. Zumindest die drei Persicas die ich hier in Karlsruhe auf der wirklich heißen Dachterrasse im Kübel beobachten konnte/kann bestätigen das: 'Alissar Princess of Phoenicia', 'Eyes for You' und 'Orienta Magnolia' wachsen nicht nur bestens, sondern ihre Blüten schlappen auch weit weniger als die anderer Züchtungslinien. Gleiches möchte ich für die Kordes-Rose 'See You in Purple' mal behaupten, die ich in diesem Jahr mehrmals in perfekter Präsentation in verschiedenen Gärten vorgefunden habe. Interessant bei den Züchtungen mit Persicas ist mittlerweile auch, dass es einige Züchtungen mit etwas stärkerer Füllung gibt. Auf den Feldern - besonders von Tantau - habe ich Kandidaten gesehen, die schätzungsweise 20-30 Blütenblätter hatten. Puristen mögen einwenden, dass dadurch das "typisch Persicaische" verloren geht weil erst beim völligen Öffnen der Blüte sich ein Ring (oder etwas Ähnliches) offenbart (und Staubgefäße Insekten ernähren). Doch die dunkle Petalenbasis ist ja auch beim Aufblühen nicht weg - sie wirkt lediglich dezenter, vielleicht geheimnisvoller, als würde sie die Blüte etwas erden und verleiht ihr einen etwas diskreteren, aber erkennbaren neuen Look. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich diese Sorten auch in jeder anderen wichtigen Hinsicht als gartentauglich (Gesundheit, Robustheit, Durchtrieb, Winterhärte) und vermarktungsfähig (kompakt wachsend, containergeeignet) erweisen, sodass die eine oder andere veröffentlicht wird. Zu diesem Zeitpunkt kann man das noch nicht voll abschätzen. Aber was klar ist: Die Vielfalt und das Potenzial von Rosenzüchtungen, die bereits voll da ist, wird durch das Einkreuzen der Persicas noch erweitert. Und wieder mal wurde mir durch den Besuch auf den Feldern deutlich, was für eine Arbeit dahinter steckt, um gute neue Rosen in den Handel zu bringen und wie viele Kandidaten dafür "über die Klinge springen müssen" die aus welchen Gründen auch immer nicht weiter vermehrt werden und nie einen Namen bekommen werden. Ich hoffe sehr, dass auch angesichts der immer stärker wirkenden Marktkräfte in Richtung Kostenreduktion dieser aufwändige Prozess der Züchtung-Testung-Selektion nicht geopfert wird. Tantau, Kordes und sicher auch Noack und Schultheis lassen sich die Zeit und arbeiten sehr sorgfältig. Ich finde, das Mindeste, was wir als "Verbraucher" tun können, ist, diese Arbeit durch den Kauf von gelabelten Rosen mit Züchteretiketten zu kaufen und nicht auf die Billigheimer zurückzugreifen. Klar, es ist ein Unterschied, ob ich für eine Pflanze 2,99 Euro oder 10 bezahle - aber es ist wie immer: Ich bestimme durch meine Kaufentscheidung ein Stück mit das Marktgeschehen und kann das unterstützen, was ich unterstützen will - auch wenn mein persönlicher Vorteil durch weniger Ausgaben beim Kauf ins Hintertreffen geraten mag, profitiere ich auf lange Sicht vom Züchtungsgeschehen - und andere gleich mit. Oh - wurde wieder sehr grundsätzlich. Sorry, manchmal neige ich dazu ...
Hier ist Andreas Barlage am Werke. Der veröffentlichte Name ist nicht nur eine Hommage an eine meiner Lieblingsrosen, sondern auch ein Leitbegriff der mir für mein Leben wichtig ist. Übersetzt werden kann er mit „Mitgefühl“.
|
|